Geschichte
und Profil
Mittler
zwischen
Deutschen
und Tschechen
Die Prager Zeitung ist eine unabhängige
Wochenzeitung in deutscher Sprache
aus
Prag. Unser Ziel ist, frei von jeglicher Ideologie über Politik aus Tschechien,
der Slowakei, Ungarn und Polen zu berichten. Dabei versteht sich die Prager
Zeitung nicht
nur als
Beobachter, sondern auch als Mitgestalter. Sie gewahrt einen
Einblick in die tschechische Gesellschaft und bietet Informationen über den
tschechischen Alltag. Nicht
nur über spektakuläres zu berichten, sondern kontinuierlich
über das Land und die
Menschen. In dem spannungsgeladenen Nachbarschaftverhältnis die Rolle eines Mittlers zu übernehmen – das ist unser Anspruch, dem
wir mit jeder Ausgabe gerecht werden wollen.
Wie alles begann
Bereits kurz nach der Samtenen
Revolution entstand die Idee, in der Tradition
des
Prager Tagblatts der 20er und 30er Jahre wieder eine deutschsprachige
Zeitung in
der
tschechoslowakischen Hauptstadt zu gründen. Trotz einiger Mühe
und Skepsis
gelang
es, offizielle Stellen in Prag, Bonn und Wien von dem Projekt
zu Überzeugen. Im
Herbst
1991 bekamen wir grünes Licht für finanzielle Hilfe. Ein
paar Monate später
war es dann
soweit: am 5. Dezember 1991 erschien die
erste Ausgabe der Prager Zeitung.

Die Arbeitsbedingungen zu jener
Zeit waren abenteuerlich: Wir hockten in drei
kleinen
Räumen, hatten gerade sechs Mitarbeiter. Geschrieben wurde auf mechanischen Schreibmaschinen, der Satz wurde von tschechischen Kollegen einer
anderen Firma
gefertigt, die
Korrekturen verschlangen häufig die Hälfte der Arbeitszeit. Auch finanziell
waren die Anfangsjahre bescheiden. Ein Anzeigenmarkt
– die wichtigste Geldquelle eines
Printmediums –
existierte in der Tschechoslowakei nur in Ansätzen. So blieben für die
Finanzierung nur
die spärlichen
Gelder aus dem Verkauf. Zunächst gelang es, der Prager
Zeitung das Statut
einer Zeitung der deutschen Minderheit zu verschaffen und dadurch Zuschüsse
aus
dem Staatshaushalt zu erhalten. Davon leben konnte die Prager Zeitung nicht. Auf der
Suche nach Investoren fanden sich zwei Unternehmer aus der ostbayerischen Werbe- und Tourismusbranche, die das langfristige Überleben des
Blattes sicherten.
Gemeinsam
gründeten wir Mitte 1992 die "Prago-Media
GmbH", seither Herausgeber
der Prager
Zeitung. Nach einer neuerlichen Durststrecke Mitte der 90er Jahre sprangen
wir ins kalte
Wasser der freien Marktwirtschaft. Die Bezuschussung durch den Staat wurde
eingestellt;
dafür konnten
wir uns ein Stuck am Kuchen des nunmehr wachsenden Werbe- und Anzeigenmarktes sichern. Im Jahre 1996 kam dann der Durchbruch: die Leserschaft wurde
stabil,
die Mitarbeiterstruktur konstant. Seitdem schreibt die Prager Zeitung
schwarze Zahlen.
Praktische Versöhnung leisten
Heute arbeiten wir mit sieben
Redakteuren im Stadtteil Vinohrady, haben Korrespondenten in Deutschland, Osterreich, Polen, Ungarn und der Slowakei. Hinzu
kommen
freie Mitarbeiter und Praktikanten. Besteht die Redaktion hauptsachlich
aus
Deutschen,
so wird die Grafik von Einheimischen gestaltet. In der Anzeigen und
Vertriebsabteilung
sitzen ebenfalls fast ausschließlich Tschechen. In diesem
Miteinander entsteht
nicht nur
eine inspirierende Teamatmosphäre. Die internationale Zusammensetzung des
kleinen
Unternehmens tragt auch zur praktischen
Versöhnungsarbeit bei. Die Schule der
Prager
Lokalberichterstattung leistet im
kleinen was Staatserklärungen oftmals nicht können:
das
Leben des Nachbarn
kennen und verstehen lernen.
Im Dezember 2001 feierte die Prager
Zeitung ihren zehnten Geburtstag. Ich erinnere
mich an Stress, angespannte Nerven und Arbeit oft bis spät in die Nacht –
aber auch an
leidenschaftliches Engagement und Begeisterung, die nicht mit dem
Verlassen der Redaktionsräume endeten. Mit jeder neuen Ausgabe versuchen
wir, Ihnen, liebe
Leser, etwas von dieser Begeisterung zu vermitteln. In der Hoffnung, dass uns das in den
vergangenen
zehn Jahren ein paar Mal gelang, freue
ich mich auf die nächsten zehn.
Uwe Müller
(Chefredakteur)
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